Es herrscht Inflation. Das bedeutet, dass Geld an Wert verliert. Will man nicht, dass der finanzielle Polster schrumpft, sind gute Alternativen gefragt. Aber welche?

Unser Investmentexperte im Interview

Das entscheidende ist: egal wie großartig die Geldanlage ist, wenn man sich nicht wohl damit fühlt, sollte man sich für etwas Anderes entscheiden.

Florian Seidl, gewerblicher Vermögensberater bei Swiss Life Select Österreich, berät und betreut Kundinnen und Kunden in Finanzfragen.

Wie kann ich mein Geld in Zeiten der Inflation schützen – wenn das überhaupt möglich ist?

Wenn man das Jahr 2022 isoliert betrachtet, so war es extrem schwierig, sein Geld zur Gänze vor der Inflation zu schützen. Immerhin musste man ja mindestens 8,6 % erwirtschaften. Doch gerade solche
Jahre zeigen, wie wichtig es ist, sein verfügbares Vermögen mittel- bis langfristig zu investieren und somit nicht den kurzfristigen Veränderungen zu unterwerfen.

Klassischerweise sind Sachwerte die meistgenutzten Anlagen, um sich vor der Inflation zu schützen. Das reicht von Immobilien über Aktien bis zu Edelmetallen. Bei den Edelmetallen ist Gold mit weitem Abstand Favorit. Danach kommen Platin, Silber und Palladium. Kunst, Wein, aber auch Sneaker oder gar Tee können ebenso als Anlage dienen. Das Interesse an diesen außergewöhnlichen Investitionen ist bei uns in Österreich sehr verhalten – es ist ja auch ein spezieller Bereich, in den man nur mit Passion und Nischenwissen investieren sollte.

Welche Fehlannahmen oder Unsicherheiten korrigierst du im Zuge deiner Arbeit?  

Aus meiner Sicht ist der größte Fehler abzuwarten und zu hoffen, dass es wieder Zinsen auf dem Sparbuch gibt. Das ist aus meiner Sicht der ganz falsche Weg und das versuche ich klarzustellen. 

Gibt es überhaupt sichere Möglichkeiten des Investments, und wenn ja, welche?

Ich möchte dazu eine kleine Geschichte eines Kunden von mir erzählen: Als wir uns kennenlernten, hatte er bereits ein großes Wertpapierdepot, das ausschließlich Aktien enthielt. Auf meine Frage, als welchen Risikotypen er sich einschätzen würde, sagte er: Absolut sicherheitsorientiert. Seine Erklärung: Er ist direkt an den Unternehmen mit all ihren Gebäuden, Maschinen und Know-how beteiligt und er kann sich keine andere Anlage vorstellen, die ihm so viel Sicherheit bietet. Dafür ist er gerne bereit, die kurzfristigen Schwankungen in Kauf zu nehmen. Das zeigt, wie unterschiedlich „Sicherheit“ wahrgenommen wird. Also ja, es gibt sichere Anlagemöglichkeiten, aber es ist wichtig, individuell herauszufinden, mit welcher Lösung man ruhig schlafen kann.

In diesem Zusammenhang wird ja Risikostreuung empfohlen, was bedeutet das in der Praxis?

Risikostreuung – oder auch Diversifikation genannt – ist ein zentrales Element sinnvoller Geldanlage. Nicht umsonst hat Harry Markowitz für seine Theorie der Portfolio-Auswahl 1990 den Wirtschaftsnobelpreis
erhalten.

Ich sage gerne: Nicht alles auf ein Pferd setzen. In der Praxis bedeutet das für mich, dass ich gemeinsam mit meinen Kundinnen und Kunden eine Strategie erarbeite, die unterschiedlichste Anlageklassen enthält und den individuellen Wohlfühlbereich berücksichtigt.

Was würdest du jemandem raten, der erst zu investieren beginnt und sich ganz auf deine Einschätzung verlässt? 

Ich stelle in meinen Beratungen gerne Kopf- und Bauchfragen, wie ich es nenne. Also zum einen schauen wir uns die harten Fakten an, wie: Was kannst du dir überhaupt an Schwankung leisten. Das sind die Kopffragen. Und das Wichtigste sind dann die Bauchfragen: Wie stark darf meine Geldanlage „atmen“ und sich
bewegen, bevor ich nicht mehr ruhig schlafen kann. Denn das Entscheidende ist: Egal wie großartig die Geldanlage ist, wenn man sich nicht wohl damit fühlt, sollte man sich für etwas anderes entscheiden.

Fällt dir eine Erfolgsgeschichte ein, über die wir berichten können?

In 16 Berufsjahren gab’s da sicher einige. Ich hatte vor einigen Jahren eine Kundin Mitte 60, die ihr Leben lang noch nie etwas Anderes hatte als ein Sparbuch. Und dann haben wir uns mit den zwei Kindern an einen Tisch gesetzt und eine Finanzstrategie erarbeitet, die sowohl ihr Sicherheitsbedürfnis erfüllt hat, als auch das Geld für ihre Nachkommen vor der Inflation schützt. Und für sie das Schönste: Ein Teil der Erträge geht einmal jährlich an die drei heißgeliebten Enkel. So muss erfolgreiche Geldanlage aussehen.

Mit welchen Fragen kommen die Menschen zu dir? Was sind ihre häufigsten Anliegen?

Ich begleite meine Kundinnen und Kunden bei so vielen Entscheidungen im Leben, da kommen natürlich ganz viele unterschiedliche Fragestellungen auf. Nicht alle davon rein finanzieller Natur. Aber sicher das häufigste Anliegen ist im Moment, wo es mit der Zins- und Währungspolitik hingeht.

Die Europäische Zentralbank EZB hat mit 22. März die Leitzinsen wieder um 0,5 Prozent erhöht. Der neue Leitzins beträgt dann 3,5 Prozent. Was mögliche weitere Zinserhöhungen durch die EZB betrifft, variieren die Aussagen. Für Personen, die eine Finanzierung planen, steht also die Entscheidung an, ob ein Zuwarten sinnvoll ist oder nicht.Der für die Sparzinsen wegweisende Einlagenzins beträgt nun 3 Prozent – was die Frage aufwirft, ob Sparen doch wieder attraktiver werden könnte.

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