Erfahre von unserer Finanzexpertin, warum ein finanzieller Polster bei der Unternehmensgründung ein Must-Have ist, und welche Versicherungen du als Selbständige auf alle Fälle benötigst.

Johanna Eisenberger ist gewerbliche Vermögensberaterin bei Swiss Life Select Österreich. Zu ihrem Kundenstamm zählen Private, Selbstständige und Freiberufler wie Ärztinnen und Ärzte, Notarinnen und Notare, Architektinnen und Architekten.

Im folgenden Gespräch gibt sie Auskunft darüber, wie groß der sog. finanzielle Polster sein
soll, welche Formen der Absicherung es gibt und was es braucht, um unternehmerisch erfolgreich zu sein.

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Als Außenstehende kann ich Fragen stellen, möchte aber nichts vorgeben. Sicherheitsbedürfnis und Risikoaffinität sind ganz individuell, es gibt Angstsparer und Glückssparer. Egal, weshalb jemand spart, vorsorgt oder investiert: Mir geht es immer um finanzielle Unabhängigkeit.

Mit welchem finanziellen Polster kann ich in die Selbständigkeit starten?

Um ohne Druck zu starten, empfehle ich, Reserven für mindestens sechs, besser noch 12 Monate
zu haben. Wer im Dienstleistungsbereich auf Honorar- bzw. Provisionsbasis arbeitet, geht in Vorleistung und erhält seine Bezahlung daher zeitversetzt. Weiters fluktuiert die Auslastung – die Fixkosten bleiben jedoch gleich und müssen pünktlich beglichen werden. Auch wer nur Handy und Laptop zum Arbeiten braucht, sollte einen ausreichenden finanziellen Polster haben.

Was mache ich, wenn ich den nicht habe?

Den Start unbedingt verschieben. Hier heißt es, realistisch zu sein. Ohne Reserven kann ich mein Geschäft nicht betreiben.

Welchen Betrag sollte ich mir jeden Monat auf die Seite legen?

Mindestens ein Drittel, besser noch die Hälfte des Umsatzes, je nach bereits vorhandenen Reserven. Einmal pro Quartal werden außerdem Umsatzsteuer und Sozialversicherungsbeiträge fällig. Umsatz ist nicht gleich Gewinn! Deshalb bin ich ein Fan der Kontotrennung in Geschäfts- und Privatkonto – auch wenn das nicht immer einfach ist.

Warum ist die Kontotrennung so wichtig?

Sie bietet Transparenz, Klarheit und Kontrolle. Nur so behalte ich den Überblick darüber, was meine privaten und betrieblichen Ausgaben sind. Wenn ich das nicht klar trenne, verschwimmt es. Schließlich muss ich von meinem Gewinn leben können. Außerdem ist es ein guter Trick: Wenn ich meine Reserven auf ein anderes Konto schiebe, sehe ich sie nicht und gebe sie nicht aus.

"Das verflixte 3. Jahr"

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Im dritten Jahr der Selbständigkeit sind oft Nachzahlungen für Steuer und Sozialversicherung fällig, die für viele nicht oder kaum zu stemmen sind. Wie lässt sich das vermeiden?

Wer zu Beginn von Finanzamt und SVS (Sozialversicherung der Selbständigen) niedrig eingestuft wird und später mehr verdient, kann mit erheblichen Nachzahlungen konfrontiert werden. Neben dem erwähnten finanziellen Polster empfehle ich daher, frühzeitig eine Steuerberatung in Anspruch zu nehmen und vorausschauend zu planen. Steuerberaterinnen und Steuerberater sind auch ein gutes Netzwerk – es liegt in ihrem Interesse, dass ihre Kundinnen und Kunden erfolgreich sind.

Welche Versicherungen brauche ich als Selbständige?

Ich bin jetzt provokant: Wenn genug Geld auf dem Konto ist, brauche ich überhaupt keine Versicherung. Die wenigsten haben jedoch ein bis mehrere Millionen Euro auf der hohen Kante. Daher stelle ich meinen Kundinnen und Kunden gerne die verschiedenen Angebote vor und lade sie ein, ihr eigenes Sicherheitsbedürfnis zu befragen, um eine Entscheidung zu treffen.Das Einzige, worüber ich nicht diskutiere, ist eine Basisabsicherung in Form einer Unfallversicherung.

Warum?

Man bekommt sie bereits ab 10 bis 20 Euro monatlich. Sie deckt Unfallkosten ab und stellt sicher, dass im schlimmsten Fall Geld oder Hilfe zur Verfügung steht.

Welche Versicherungen kannst du noch empfehlen?

Im Detail ist das je nach Branche verschieden. Als gewerbliche Vermögensberaterin benötige ich zum Beispiel eine Vermögensschadenhaftpflichtversicherung.

Folgende Versicherungen können außerdem sinnvoll sein:

Rechtschutzversicherung

Ob Kauf-, Miet- oder Versicherungsvertrag: Sobald man einen Vertrag abschließt, benötigt man Rechtsschutz. Denn Verträge richtig zu lesen und zu interpretieren kann man nur mit entsprechender Ausbildung. Außerdem sind Recht haben und Recht bekommen nicht unbedingt identisch. Der Rechtsschutz berät in allen Bereichen und übernimmt Gerichts- und Anwaltskosten. Die jährlichen Kosten betragen in etwa so viel wie eine Anwältin oder ein Anwalt pro Stunde verlangt.

Bürohaftpflicht- und Betriebsversicherung

Für Einzelunternehmen mit eigenem Büro und Kundenkontakt ist die Bürohaftpflichtversicherung am wichtigsten. Die Betriebsversicherung entspricht der privaten Hausratversicherung und sichert Waren, Möbel etc. gegen Einbruch, Feuer und andere Schäden ab.

Betriebsunterbrechungsversicherung für freiberuflich Tätige (BUFT)

Der Ausfall nach Unfällen oder Spitalsaufenthalten bedeutet Einkommensverlust: Entweder bezahlt man für eine Vertretung oder stellt vorübergehend den Betrieb ein. Die WKO bietet zwar Betriebshilfen an – aber nicht für alle Berufsgruppen. Hier kommt die BUFT zum Einsatz.

Berufsunfähigkeitsversicherung (BU)

Berufsunfähigkeit bedeutet, dass man aufgrund von Krankheit, Unfall oder Kräfteverfall seine Tätigkeit zu weniger als 50% ausüben kann. Wenn man intelligent vorsorgt und eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließt, zahlt diese den Lebensunterhalt bis zur Pension.

 Risikolebensversicherung (RLV)

Diese sichert Angehörige ab, die vom eigenen Einkommen abhängig sind.

Private Kranken-Gruppenversicherung

Gruppenversicherungen sind nicht nur für Familien oder Unternehmen, sondern auch für manche Berufsgruppen verfügbar. Auch hier ist es wichtig, sich beraten zu lassen, um herauszufinden, welche Vorteile das bringt.

Inwiefern ist das Thema Vorsorge relevant?

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Meiner Erfahrung nach sollten gerade Selbständige so früh wie möglich damit beginnen. Viele tendieren dazu, die Pensionsvorsorge hinauszuschieben: Als junger Mensch scheint das Thema noch nicht relevant zu sein, dann kommen vielleicht Kinder, dann ist ein Kredit zurückzuzahlen und dann ist man plötzlich im entsprechenden Alter und die staatliche Pension ist gar nicht so rosig.

Was ist dein persönlicher Rat für angehende Unternehmerinnen und Unternehmern?

Was den beruflichen Alltag betrifft, empfehle ich, Netzwerke aufzubauen. Das ist essenziell für die Generierung neuer Aufträge, den Austausch und Wissenstransfer sowie mögliche Kooperationen. Es ist auch eine Entlastung zu wissen, dass man Kolleginnen oder Kollegen als Urlaubsvertretung oder im Krankheitsfall gewinnen kann.Grundsätzlich würde ich sagen, dass der abstrakte Wunsch, Geld zu verdienen, zu wenig ist, um nachhaltig unternehmerisch erfolgreich zu sein. Eine berufliche Vision und konkrete Ziele bieten die Motivation, um auch bei beruflichem „Schlechtwetter“ dranzubleiben. Ich muss wissen, warum ich etwas mache. Wenn ich beim ersten Börsencrash aufgehört hätte zu arbeiten, wäre ich nicht lange in der Branche geblieben.

Was ist deine Vision?

Ich unterstütze Menschen dabei, ihre finanzielle und persönliche Freiheit zu erreichen. Ich wollte immer die Spielregeln kennen, deshalb habe ich die Handelsakademie besucht und an der WU in Wien studiert. Dieses Wissen gebe ich weiter, damit alle dieselben Chancen haben. Heute kommen Menschen zu mir, weil sie zwar ein hohes Fachwissen in ihrem Beruf haben, aber keine Finanzbildung und weder Zeit noch Lust haben, sich in ihrer Freizeit mit diesem Thema zu befassen. Ich sehe mich als jemanden, der Denkprozesse anregt und auslöst. Als Außenstehende kann ich Fragen stellen, möchte aber nichts vorgeben. Sicherheitsbedürfnis und Risikoaffinität sind ganz individuell, es gibt Angstsparer und Glückssparer. Egal, weshalb jemand spart, vorsorgt oder investiert: Mir geht es immer um finanzielle Unabhängigkeit.

Bist du gerade kurz davor, dich selbständig zu machen – oder bist du bereits Unternehmerin oder Unternehmer und möchtest dich zu deinen Finanzthemen beraten lassen? 

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